Die Pressburger Bahn: Eine Legende seit 1914

Geschichte
11. Juli 2023

Die Idee, eine direkte elektrisch betriebene Lokalbahnverbindung entlang des rechten Donauufers zwischen Wien und Pressburg zu schaffen, entstand im Jahre 1898. Es hat jedoch 16 Jahre gedauert, bis die Idee Wirklichkeit wurde.

Der Fernzug der Pressburger Bahn auf dem Krönungshügelplatz (heute Ľudovít-Štúr-Platz) beim Maria-Theresia-Denkmal

Die feierliche Eröffnung der Strecke fand am 1. Februar 1914 statt. Die Straßen von Pressburg wurden von vielen Menschen gesäumt, die die erste Ankunft von den zwei Zuggarnituren aus Wien nicht verpassen wollten. An der Endstation – dem Krönungshügelplatz in Pressburg warteten mehrere tausend Zuschauer, angeführt von Bürgermeister Brolly, der den Wiener Bürgermeister Weiskirchner und die mit ihm angereisten Gäste begrüßte. Es folgte ein festliches Bankett im Hotel Savoy – Carlton und danach fuhren die Züge zurück nach Wien.

Tausende Einwohner von Pressburg begrüßen in der Bruck-Gasse (Mostová) zwei Zuggarnituren der Pressburger Bahn am Tag ihrer feierlichen Eröffnung am 1. Februar 1914.

Plakat zur feierlichen Eröffnung der Strecke

Der regelmäßige Verkehr auf der Strecke begann am 5. Februar 1914 und wurde von 11 Zuggarnituren pro Tag versorgt. Die neue Bahnstrecke erfreute sich enormer Beliebtheit, denn allein im ersten Betriebsjahr wurden bis zu 3 Millionen Fahrkarten verkauft. Aus historischen Aufzeichnungen wissen wir, dass am 1. März 1914 sogar Kronprinz Karl mit seiner Gattin Zita die neue Verbindung in Anspruch nahmen, sie reisten inkognito.

Die Strecke der Pressburger Bahn nach dem Entwurf des Wiener Ingenieurs Josef Tauber. Braun – österreichischer Streckenabschnitt, bordeauxrot – ungarischer Streckenabschnitt. Sammlung: Peter Martinko

Diese Strecke wurde zu einer Legende, zu der die Geschichte jedoch keine Gnade gezeigt hat. Die zeitweilige Unterbrechung der Verbindung erfolgte durch den Zusammenbruch Österreich-Ungarns. Der Fernverkehr zwischen Wien und Bratislava wurde am 21. Mai 1920 wieder aufgenommen. Die Züge zwischen den Zentren der beiden Metropolen verkehrten bis zum 28. Juli 1935.

Eine historische Postkarte, die den Pressburger Wein feiert und den heutigen Hviezdoslav-Platz mit der Pressburger Bahn zeigt. In der Tatsache führte die Strecke weder über den Platz, noch um das Sándor-Petőfi-Denkmal herum, sondern entlang der Bruck-Gasse (Mostová) und Jesenský-Straße.

Fahrkarte der 2. Klasse für den Fernverkehr (Fernzug).

Fernzug der Pressburger Bahn mit der Lokomotive Ganz P.O.H.É.V. Eg 6 (elektrische Gleichstrom-Lokomotive) an der Endstation des Krönungshügels am heutigen Vajanský-Kai (vor dem Stadtamt Bratislava-Staré Mesto).

Anschließend erfolgte der Umbau des Streckenabschnitts in Bratislava auf eine schmale, meterlange Spurbreite. Ab dem 5. Januar 1936 verkehrte bereits die Straßenbahnlinie E an der Staatsgrenze Engerau (Petržalka) – Berg, wo es einen Umstieg auf Fernzüge nach Wien gab. Der Verkehr auf der Strecke wurde am 7. Oktober 1938 wegen der Annexion von Engerau an das Großdeutsche Reich eingestellt. Anfang Januar 1941 baute die deutsche Partei den Schmalspurabschnitt von Berg bis zum Bahnhof in Engerau wieder auf eine Normalspur um. Der erste Zug von Wien nach Engerau (Petržalka) kam am 10. Januar 1941 an. Diese Verbindung funktionierte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Der letzte Zug fuhr am 2. April 1945 vom Engerauer Bahnhof nach Wien. Nach Kriegsende wurde der Personenverkehr von Petržalka über Berg nach Wien nie wieder aufgenommen.

Eine die Attraktivität der Pressburger Bahn propagierende Postkarte.

Eines der bekanntesten Fotos der Pressburger Bahn. Ihr Fernzug fährt von der Haltestelle Hotel Savoy in Richtung Wien ab.

Der Straßenbahnwagen Ganz P.O.H.É.V. CMg für den Nahverkehr der Pressburger Bahn zwischen dem Stadtzentrum und Kittsee in Engerau.

Ein Mädchen steht auf der offenen Plattform des Personenwagens der Pressburger Bahn an der Endstation des Krönungshügels am heutigen Vajanský-Kai (vor dem Stadtamt Bratislava-Staré Mesto). 

So ging die Pressburger Bahn für immer in die Geschichte, aber nicht in Vergessenheit. Ihr Ruhm leuchtet bis heute und erfreut Kenner der Geschichte von Pressburg. Durch den Verein der Freunde des städtischen und öffentlichen Nahverkehrs, der sich für die Erneuerung der Lokomotive und des Waggons der Pressburger Bahn einsetzt, bleibt sie weiterhin in unserem Gedächtnis. Vielleicht gelingt es uns, in der Zukunft mit der – für die Bratislavaer Stadtstrecke so typischen – Fernzuggarnitur der Pressburger Bahn fahren zu dürfen!

Die teilweise rekonstruierte Lokomotive Ganz P.O.H.É.V. Eg 6 wurde 2014 anlässlich des 100. Jahrestages der Inbetriebnahme der Pressburger Bahn am Donauufer vor dem Lager Nr. 7 der Öffentlichkeit vorgestellt. Foto: Roman Delikát

Der Fernzug der Pressburger Bahn wurde im Jahr 2016 nach langen 81 Jahren wieder zu einer Zuggarnitur auf dem Gebiet von Bratislava im Rahmen des gesamtslowakischen Treffens historischer Eisenbahnfahrzeuge am Rendez vereinigt. Foto: Erik Žiak

Von links Michal Milata, Roman Delikát und Peter Martinko (Klub der Freunde des Stadt- und Regionalverkehrs + gleichzeitig Administratoren der Seite  Viedenská električka – Pressburger Bahn – Bécsi villamos) und Thomas Winkler (Technisches Museum Wien). Foto: Braňo Bibel

Peter Janoviček

Übersetzung: Melinda Rácz

Bilder und Fotos: Roman Delikát, Peter Martinko, Archiv von Pressburger Kipferln

 

Den Wiederaufbau der Pressburger Bahn können Sie hier unterstützen

 

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