Paracelsus in Pressburg

Historische Persönlichkeiten
7. März 2023

Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von Hohenheim ist ein spannendes Verbindungsglied zwischen den Städten Salzburg und Bratislava. Noch nie von ihm gehört? Wahrscheinlich kennt ihn der Leser eher unter dem Namen Paracelsus, einer der berühmtesten Ärzte, Alchemisten, Astrologen, Mystiker, Laientheologen und Philosophen seiner Zeit.

Das klassizistische Gebäude des Primatial­palais wurde zwar erst 1778 bis 1781 als Residenz des Kardinals József Batthyány, des Primas von Ungarn, nach Plänen des Architekten Melchior Hefele erbaut – und damit nach der Zeit von Paracelsus. Allerdings stand an dieser Stelle schon seit mindestens 1370 der Amtssitz des Bischofs, und in der Zeit der Türkenkriege um 1543 musste sich selbst der Erzbischof von Esztergom (Gran) hier verstecken. Auf jeden Fall wohnte der Arzt und Alchimist während seines Aufenthaltes in Pressburg an diesem Platz.

Theophrastus Bombast von Hohenheim, genannt Paracelsus (1493 oder 1494, Einsiedeln –  1541, Salzburg). Kupferstich von Augustin Hirschvogel, 1540 (Wikimedia Commons)

Paracelsus wurde vermutlich 1493 in der Schweiz geboren. Bereits 34-jährig wurde er Dozent für Naturwissenschaften und Medizin an der Universität von Basel und so etwas wie ein Vorreiter für Biochemie. Er entdeckte, dass man Syphilis mit Arsen behandeln kann, eine Erkenntnis, die sich 400 Jahre später vollkommen bestätigen sollte. Die Chirurgie erhob er in den Rang einer Wissenschaft. Vie­le Quacksalber hassten ihn, und selbst eine Verbindung mit dem Teufel hat man ihm unterstellt. Letztlich wurden die Feinde zu viele, er musste die Universität Basel verlassen und begann ein Wanderleben. Auf seinen Reisen heilte er viele Kranke.

Um 1524/25 ließ er sich in Salzburg nieder, doch machte er sich bei Matthäus Lang von Wellenburg, dem Erzbischof von Salzburg, unbeliebt, da er Aufständische im Deutschen Bauernkrieg unterstützte. Aus Angst vor ihm verließ Paracelsus die Stadt fluchtartig, kam aber, vermutlich von Fürst Ernst von Bayern berufen, 1541 wieder an die Salzach zurück, wo er jedoch bald, erst 47 Jahre alt, am 24. September 1541 relativ einsam, ohne Freunde und Vermögen unerwartet starb.

Über seinen frühen und plötzlichen Tod wurde viel spekuliert, und manche dieser wilden Geschichten (… Verschwörung, welche die übrigen Ärzte gegen ihn angezettelt hatten …) sind in den Salzburger Volkssagen (1880) festgehalten.

Paracelsus-Grab auf dem Friedhof Sankt Sebastian in Salzburg. (Foto: Peter Janoviček)

Paracelsus war zu seiner Zeit ein unbequemer, aufsässiger Denker, dessen berühmteste pharmazeutische Aussage wohl diese ist: „Alle Ding‘ sind Gift und nichts ist ohn‘ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“

Statt Heilpflanzen, die von weit weg kamen, empfahl Paracelsus Kräuter aus der unmittelbaren Umgebung, ein äußerst moderner und ökologischer Ansatz. So manchem Apotheker verdarb er das Geschäft, stellte gängige Lehrmeinungen in Frage und sich gegen Autoritäten. Die auf experimentelle Erfahrung begründete Wissenschaft, die er propagierte, gefiel jedoch nicht allen. Letztlich legte er sich mit seinen theologischen Schriften selbst mit der katholischen Kirche an, und manches davon landete später auf dem kirchlichen Index­.

Auf das Gebiet der heutigen Slowakei kam Paracelsus, um Edelmetalle zu erforschen. Der Bergbau hat in den Gebirgen Oberungarns lange Tradition; er wurde vor allem von den hier ansässigen Deutschen betrieben (später Karpatendeutsche genannt). 1521 hat Paracelsus Banská Bystrica (Neusohl, Besztercebánya) besucht, 1526/1527 Smolník (Schmöllnitz, Szomolnok) und am 29. September 1537 schließlich Pressburg.

In hac platea habitavit A. D. 1537 D. D. Paracelsus de Hohenheim, steht bis heute auf dem Primatialpalais auf der Seite der Uršulínska ulica (Ursulinengasse), mit dem Relief einer Gestalt, die gerade irgendein Pulver zusammenmischt. Paracelsus wohnte direkt neben dem Palais im Haus des angesehenen Bürgers Blasius Beheim, heilte während seines Aufenthaltes einige Schwerkranke und veranstaltete mehrere spannende Vorlesungen.

Gedenktafel an den Arzt Paracelsus von Hohenheim in Bratislava. Autor der bronzenen Gedenktafel ist Ludwig Mack (1876 – 1963), ein fast vergessener akademischer Bildhauer, der in Pressburg geboren wurde. (Foto: Robert Hofrichter)

Die Überreste von Paracelsus wurden in der neuen Zeit exhumiert und gerichtsmedizinisch untersucht. Zuerst war in manchen Quellen von einem zertrümmerten Schädel die Rede, von einem gewaltsamen Tod also, später jedoch von einer bis zu hundertfach erhöhten Konzentration an unlöslichem Quecksilber. Es ist daher wahrscheinlich, dass Paracelsus einer Quecksilbervergiftung erlag und möglicherweise vergiftet wurde.

Robert Hofrichter

 

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