Es kommt zusammen, was zusammen gehört: Die Werke von Robert Kühmayer wieder in Bratislava!

Historische Persönlichkeiten
3. Mai 2022

Der künstlerische Nachlass des akademischen Bildhauers Robert Kühmayer (1883 – 1972), der nach dem schweren Bombardement der Amerikanern auf Apollo Raffinerie bereits 1944 über Wien nach Gmunden in Oberösterreich übersiedelte, ist nach Preßburg zurückgekehrt.

Alles was sein Großneffe, Johannes Kühmayer, über die Jahrzehnte an Objekten, vornämlich Kleinplastiken, in der Familie zusammentragen konnte, wurde am 29. März 2022 im Rahmen einer kleinen Feier in Wien den Kuratorinnen der Städtischen Galerie Bratislava GMB über- geben und – sorgfältig verpackt – mit einem Lieferwagen abtransportiert. Die Transportbehältnisse wurden von Johannes Kühmayer persönlich „maßgefertigt“.

 

       Johannes Kühmayer.

 

Iván Kühmayer – der Lausbub.

                                               Jana Luková, Johannes Kühmayer und Lucia Kuklová.

 

Das größte Objekt aus Österreich war eine fast lebensgroße Plastik von Iván Kühmayer im Alter von ungefähr 10 Jahren, der seinem Onkel schon beim Entenbrunnen am Šafárik Platz als Lausbub Modell gestanden ist. Wer sich die berechtigte Frage stellt, wieso man einem Bub den doch sehr seltenen Vornamen „Iván“ gegeben hat, dem kann geholfen werden. Im Zuge der intensiven Ahnenforschung hat Johannes Kühmayer die Antwort in den Matrikeln der Stadt gefunden. Der Namensgeber war Iván Vaymar, Aktionär und Gesellschafter der Firma Franz Kühmayer & Comp., ein besonders liebenswerter Mensch, mit hervorragenden unternehmerischen Fähigkeiten und einem großen Herz für die Anliegen der Arbeiterschaft.

Während Herr Vaymar eine elegante Erscheinung war, liebte es sein  Namensvetter Iván Kühmayer in abgetragenen Klamotten mit den Buben aus Arbeiterfamilien am Gemsenberg – gleich hinter der Fabrik – „Räuber und Gendarm“ – zu spielen. Nicht wenige Raufhändel, auch mit älteren Gegnern, gingen zu seinen Gunsten aus. Klein von Statur hatte Iván jedoch ein mutiges Herz! Im ersten Weltkrieg diente er an der Isonzo-Front als Beobachter im Offiziersrang bei der Fliegertruppe, wo er auch schwer verwundet wurde.

Robert Kühmayer hatte eine sehr ausgeprägte Zuneigung zu seiner Schwester Eugenie

Iván Kühmayer als junger Offizier.

Kühmayer, verehelichte Stankovits und deren Tochter Melitta. Von ihr hatte Robert Kühmayer in Österreich mehrere Halbplastiken angefertigt. Ihr Vater Moritz Stankovits war einer der führenden Kürschner von Preßburg – und er war Maler. Seine Urlaube verbrachte er auf der Insel Korfu, wo ihn die Königin von Ungarn einmal bei seiner Arbeit beobachtete und beauftragte ein Bild von ihr zu malen. Hier hat die Ahnenforschung noch einiges zu recherchieren! Hat das Porträt die Stürme der Zeit überlebt? Wo ist es geblieben?

Aber es gingen nicht nur Artifakte aus Bronze und Gips in Kisten an das Museum in Bratislava, sondern auch Werkverzeichnisse, Photographien und Dokumente von Robert Kühmayer und seiner Frau Margarethe – die Französin, wie sie in Preßburg genannt wurde!

Ein Objekt jedoch bleibt dort wo es nun bald 90 Jahre steht – der Krückenbrecher von Piestan!  Bei der Kopfform hat sich der Künstler Robert Kühmayer offensichtlich vom jüngeren Bruder des Iván Kühmayer – Richard – inspirieren lassen, der gerade im richtigen Alter (30 Jahre) war.

So hat der Bildhauer Robert Kühmayer nicht nur aus der eigenen Familie die Modelle und Motive, in jedem Alter, aussuchen können, er ist auch „fremdgegangen“ und hat beim Entenbrunnen – neben dem Iván Kühmayer – den Buben Christian und Karl aus der Familie Ludwig – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Denkmal gesetzt!

Die vielen hunderten von Stunden an geistiger und körperlicher Arbeit – haben schluss -endlich zu einem guten Ende geführt und es ist zusammen gekommen, was zusammen gehört!

 

ROBERT KÜHMAYER

* 1. November 1883, Preßburg

† 17. Februar 1972, Wien

Robert Kühmayer war das jüngste Kind des Erfinders, Firmengründers, Unternehmers und Konstrukteurs von Streichklavieren aus einer Beziehung mit Emma Brusenbauch, der Tochter eines Webers aus Landskron in Böhmen.  Er studierte erfolgreich in Budapest und Paris, wo er auch seine spätere Frau Margarethe kennen lernte.

Der akademische Bildhauer war – wie sein Vater – auch Erfinder.

Jahrelang experimentierte er an der Rezeptur für einen Kunststein, der sich wie Bronze gießen ließ. Als er die Lösung gefunden hatte, schuf er das bezaubernde Denkmal am Hviedsdoslav Platz in Preßburg „Das Mädchen mit dem Reh“ nach einem Entwurf von Alois Rigele, seinem großen Vorbild und Mentor.

Der Kunststein hat allen politischen Systemen und den massiven Umweltbelastungen erfolgreich Stand gehalten.

 

Johannes Kühmayer

 

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