Peter Janoviček: Wir haben vor, etwas von dem alten Glanz und der Tradition in das deutsche Pressburg zurückzubringen

Nachrichten
29. Juni 2022

Nach vielen Jahren erneuert der Bürgerverein Pressburger Kipferl seine deutsche Webseite. Wir haben mit dem Chefredakteur, Peter Janoviček, über seine Pläne für die geplante Webseite gesprochen, sowie über die Neuigkeiten, die die Leser dieser Website erwarten.

 

Peter Janoviček (1982) ist Publizist, Schriftsteller, Mitautor des Buches „Von Pressburg nach Salzburg“ und er ist der neue Chefredakteur der deutschen Webseite vom Verein Pressburger Kipferl www.pressburgerkipferl.sk (Foto: Braňo Bibel)

 

Wir beginnen unser Gespräch mit einem Rückblick. Erinnerst du dich noch daran, wie du mit unserem Bürgerverein zum ersten Mal in Kontakt gekommen bist?

Ich erinnere mich sogar sehr genau daran. Es war irgendwann im Sommer 2013, als ich und mein österreichischer Onkel Robert Hofrichter unser gemeinsames deutschsprachiges Buch „Von Pressburg nach Salzburg“ vorbereiteten (auf Slowakisch wurde das Buch unter dem Titel „Z Prešporku do Soľnohradu“ veröffentlicht). Für das Buch benötigten wir alte historische Bilder von Pressburg. Damals stieß ich auf die Website der Bürgervereinigung Pressburger Kipferl, die über viele solcher Bilder verfügt hatte. Also haben wir euch kontaktiert, und kurz danach saßen wir mit meinem Onkel in eurem Büro in der Rajská Straße. Schließlich haben wir unser Buch bei einer vom Pressburger Kipferl organisierten Veranstaltung im Goethe-Institut vorgestellt. Nach und nach haben wir mit dem Verein eine Zusammenarbeit aufgebaut, die in den letzten Jahren noch intensiver wurde. Heute bin ich schon Mitglied des Vereins, im Grunde genommen arbeite ich tagtäglich an verschiedenen Projekten, die der Verein vorbereitet, und jetzt bin ich auch noch Chefredakteur der deutschen Webseite geworden. Im Endeffekt ist es also doch eine sehr fruchtbare Kooperation.

 

Präsentation des Buches „Von Pressburg nach Salzburg“ im Goethe-Institut. Die Diskussion mit den Autoren Robert Hofrichter und Peter Janoviček wurde von Michal Hvorecký moderiert. Die Veranstaltung wurde von der Bürgervereinigung Pressburger Kipferl vorbereitet. (Foto: Réka Szabó)

 

Du hast deinen österreichischen Onkel erwähnt. Deine Beziehung zur deutschen Sprache und Kultur ist also wahrscheinlich etwas tiefer …

Mütterlicherseits stamme ich aus den alten Pressburger Familien Hofrichter und Altdorffer, deren Mitglieder sich trotz ihrer deutschen Nachnamen meist als Ungarn verstanden. Leider habe ich es nicht mehr geschafft, mir Ungarisch gut anzueignen. In der Schule habe ich jedoch jahrelang Deutsch gelernt, deshalb fühlte ich mich mehr in diese Richtung gezogen. Schließlich war es der österreichische Fernsehsender ORF, den ich in meiner Kindheit am häufigsten gesehen hatte. Ich erinnere mich noch bis heute an viele Sendungen, die Teil meiner Kindheit sowie meiner Jugend geworden waren. Außerdem fand ein Teil meiner Familie nach der Auswanderung eine neue Heimat in Österreich, in Salzburg. Diese wunderschöne Stadt an der Salzach besuche ich seit 1991 regelmäßig, zehn Monate lang habe ich sogar hier gelebt. Ich betrachte Salzburg als meine zweite Heimatstadt.

 

Buchpräsentation im Slowakischen Institut in Wien. Robert Hofrichter und Peter Janoviček mit dem kürzlich verstorbenen ehemaligen österreichischen Vizekanzler Erhard Busek. (Foto: Alexander Heidenbauer)

 

Wenn man von Deutschen und von Pressburg spricht – was fällt dir denn dazu als erstes ein?

Das Wort „Tradition“ kommt mir sofort in den Sinn. Deutsche und Pressburg (oder Bratislava) gehören einfach zusammen. Dies war historisch gesehen eine deutsche Stadt. Es reicht, wenn man einen Spaziergang über die alten Friedhöfe macht und die Nachnamen der Verstorbenen auf den Grabsteinen liest. Jeder konnte Deutsch und natürlich auch Ungarisch. Erst im unglücklichen 20. Jahrhundert änderten sich die Dinge so radikal. Heute ist die deutsche Nationalität eine bedeutende Minderheit in der Stadt. Auch durch unser deutsches Website-Projekt wollen wir dazu beitragen, sie mit Leben zu erfüllen. Das deutsche Pressburg soll etwas von seinem alten Glanz und seiner Tradition wiederfinden.

Du bist jetzt Chefredakteur der deutschen Webseite vom Verein Pressburger Kipferl. Würdest du uns verraten, wohin du unser Webmagazin weiterentwickeln/bringen möchtest?

Meine Vision ist einfach und klar. Das Webmagazin www.pressburgerkipferl.sk soll eine wichtige Quelle für Informationen über die Geschichte von Pressburg in deutscher Sprache sein. Dies gilt nicht nur für die deutsche Minderheit in der Slowakei, sondern auch für die deutschsprachigen Besucher der Stadt. Wir denken natürlich auch an die deutschsprachigen Einheimischen, die in der ganzen Welt verstreut leben. Wir wissen, dass sie uns gerne lesen und wir wollen ihnen neue interessante Artikel oder Interviews bringen.

 

Im vergangenen Sommer kuratierte Peter Janoviček die Pop-up-Ausstellung  „Trh-Piac-Markt (Multikultureller Raum in Pressburg)“, die vom Bürgerverein Pressburger Kipferl vor der Alten Markthalle in Bratislava organisiert wurde.

(Foto: Braňo Bibel)

 

Besteht der Inhalt der Website nur aus Erinnerungen an die Vergangenheit oder möchtest du auch aktuelle Informationen über das Geschehen in der Stadt liefern?

Ich würde schon sehr gern über interessante Veranstaltungen, die in Bratislava stattfinden, in deutscher Sprache informieren bzw. berichten. Es wäre also eine Art Informationsdienst für die deutschsprachige Gemeinschaft dieser Stadt. Natürlich möchte ich mich nicht überfordern, das ist immer noch eine Frage der Zeit, alles wird von den finanziellen Mitteln abhängen.

 

Wann wird das Projekt der neu gestalteten deutschen Webseite des Vereins Pressburger Kipferl in Angriff genommen?

Wir legen sofort los. Die ersten neuen Beiträge sind bereits auf der Webseite zu finden, im Laufe des Sommers werden weitere hinzukommen. Dank unserer neuen Mitarbeiterin und Übersetzerin Melinda Rácz werden wir sehr schnell neue Artikel veröffentlichen können. Eine systematische, kontinuierliche  Arbeit und eine regelmäßige Publikation neuer Inhalte sollten ab September erfolgen. Unseren LeserInnen haben wir wirklich viel zu bieten, sie können sich schon jetzt darauf freuen! (Lächeln)

 

Darauf hoffen wir alle und wir drücken Dir und uns allen die Daumen, dass unsere deutsche Webseite floriert und zu einem beliebten Medium über das deutsche Pressburg wird.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Sándor Papp jr.

Übersetzung: Melinda Rácz

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